PRESSE-INFORMATION

Frankfurt/M., 20. November 2006


17. Jahrestag der UN-Kinderrechtskonvention

IPA Vorstand: Kinderrecht auf Spiel in Deutschland noch nicht verwirklicht.
Frankfurter Römer als Spielplatz nach China.


Aus Anlass des 17. Jahrestages der UN-Kinderrechtskonvention stellte der Vorsitzende der IPA Deutschland, Michael Paris, fest, dass „das in  Artikel 31 der Konvention enthaltene Recht auf Spiel in Deutschland noch nicht verwirklicht ist“.

Paris, der auch Weltpräsident der IPA ist, kritisierte das mangelnde Engagement von Bund, Ländern und Gemeinden dieses, für die Kinder zentrales Recht, auf allen Ebenen zu fördern. Kommunen müssen bei dem allgemeinen Sparzwang die Förderung für betreute Spielangebote zurückfahren und auch der Bund und die Länder haben die Bedeutung noch nicht erkannt. Dabei bedeutet Spielen auch für das Leben zu lernen und gerade jetzt wird allerorts die Bewegungsarmut von Kindern aufgrund fehlender Spielmöglichkeiten kritisiert. Die IPA fordert mehr finanzielle Förderung für Initiativen und Vereine, die sich in Deutschland mit Kindern beschäftigen. „Es reicht nicht“, so Paris, „bürgerschaftliches Engagement zu fordern, sondern der Staat muss es auch mit finanziellen Zuwendungen fördern.“ Paris verwies abschließend darauf, dass seine Organisation, die IPA, vor 20 Jahren vehement für den Artikel 31 gekämpft hat, der dank diesem weltweiten Engagement schließlich auch in die UN-Kinderrechtskonvention aufgenommen wurde. 

Die Möglichkeit für Kinder in einer gesunden und beschützten Welt menschenwürdig und  kindgerecht zu leben, sowie gleichzeitig im Spiel ein friedvolles und demokratisches Leben zu erlernen, ist für viele ein ferner Traum. Die Realität ist für viele Kinder und deren Familien ein Albtraum. Nicht nur Hunger, Krankheit und Obdachlosigkeit bedrohen tagtäglich Millionen von Kindern, sondern auch Terror und Gewalt.


Kinderarbeit

Nach Schätzungen der ILO (International Labor Organisation) gehen weltweit mehr als 350 Millionen Kinder im Alter von sieben bis 13 Jahre arbeiten, darunter 211 Millionen unter 15 Jahre, in Lateinamerika jedes sechste, in Asien jedes fünfte und im südlichen Afrika sogar jedes dritte Kind. Kinder gelten als billige und leicht zu beherrschende Arbeitskräfte. In Indien, beispielsweise, ist Kinderarbeit offiziell verboten, aber 70 Millionen indische Kinder gehen nicht zur Schule weil sie für den Lebensunterhalt ihrer Familie aufkommen müssen.


Kindersoldaten

Weltweit sind internationalen Schätzungen zufolge circa 300.000 Kindersoldaten unter Waffen. Sie sind meist in offiziellen Armeen oder Rebellenverbänden zwangsrekrutiert und werden zum Kämpfen gezwungen. Seit 2002 verbietet ein Zusatzprotokoll zur UN-Kinderrechtskonvention, das von 116 Staaten unterzeichnet wurde, den Kriegseinsatz von Kindern und Jugendlichen. Doch trotz internationaler Ächtung dieses Sachverhaltes werden weltweit Kinder weiterhin als Soldaten in Kriegen und in bewaffneten Konflikten eingesetzt und werden somit gleichzeitig zu Opfern und Tätern.


Todesstrafe für Kinder

Die Kinderrechtskonvention, die unter anderem das Verbot der Todesstrafe für Kinder beinhaltet, wurde am 20. November 1989 von der UN-Generalversammlung angenommen und trat mit der 20. Ratifizierung durch ein Mitgliedsland, der vorgeschriebenen Mindestzahl für UN-Konventionen, am 20. September 1990 in Kraft. Beim Weltkindergipfel im gleichen Jahr verpflichtete sich die Welt zur Anerkennung der Konvention. Die Kinderrechtskonvention hat die größte Akzeptanz aller UN-Konventionen. Mit Ausnahme von zwei Staaten (USA und Somalia) haben weltweit alle Länder dieser Erde die Kinderrechtskonvention ratifiziert.

In den USA beispielsweise gibt es die Todesstrafe auch für Kinder, was im Widerspruch zur Konvention steht. Allerdings bedeutet die Tatsache der Ratifizierung nicht, dass es in den unterzeichnenden Staaten nicht noch immer massive Verletzungen gegen die Kinderrechte gäbe.


International Play Association (IPA) für Kinderrechtskonvention

In Artikel 31 der Kinderrechtskonvention heißt es: „Jedes Kind hat das Recht auf Ruhe und  Muße, darauf, sich mit Spiel und Freizeitaktivitäten, seinem Alter angemessen, zu beschäftigen und ungehindert am kulturellen Leben und den Künsten teilzunehmen“.

Auf dieses hohe Rechtsgut bezieht sich die 1961 in Dänemark gegründete internationale und nichtstaatliche Organisation „International Play Association - IPA“, die sich seitdem für das Recht der Kinder auf Spielen einsetzt. Die weltweite Mitgliedschaft, Einzelpersonen aus dem pädagogischen Bereich, Organisationen und Vereine im Bereich der Kinderarbeit, als auch Firmen und kommunale Institutionen mit der Zielgruppe Kind, sind in National Branches zusammengeschlossen. Die Organisation hat weltweit rund 1000 Mitglieder in 50 Ländern der Erde.


Was will die IPA?

Die IPA-Mitglieder verstehen sich in erster Linie als Anwalt der Kinder, um das Recht auf das Spielen durchzusetzen. Zu diesem Zwecke mischen sie sich auch in die nationale und internationale Politik ein und erzeugen Öffentlichkeit. Aber sie tauschen auch international Informationen aus, veranstalten Kongresse und Fachtagungen, geben Publikationen heraus und letztendlich installieren sie aktiv Projekte für Kinder (Spielprogramme, Abenteuerspielplätze, Spielmobile etc.). Auf den so genannten Weltkonferenzen wird dann das international agierende Präsidium gewählt sowie in Deklarationen die Zielrichtung und Arbeitsvorgabe bis zur nächsten Weltkonferenz abgesteckt.


Michael Paris: Kinder unsere Zukunft!

IPA-Präsident Michael Paris zitiert eine Stelle aus den Veröffentlichungen der IPA, die der Kommunalpolitiker und ehemalige Landespolitiker besonders mit seiner Heimatstadt Frankfurt in Verbindung setzt: „Spielen in Familie und Gemeinschaft resultiert in einer verbesserten Lebensqualität und verstärkt das Bewusstsein der kulturellen Identität“.

Dass er dafür unermüdlich in den letzten drei Jahrzehnten persönlich gearbeitet hat, beweist die Erfolgsgeschichte des Frankfurter Vereins „Abenteuerspielplatz Riederwald e.V.“ mit seinen inzwischen drei Abenteuerspielplätzen, dem Hallenspielplatz „Kinderplanet“, den fünf Spielmobilen, den zahlreichen Kinderveranstaltungen die mittlerweile Traditionsveranstaltungen mit Kultcharakter sind und noch so viel mehr, das er oft liebevoll als „Kinderkram“ bezeichnet, aber im Grunde unser aller Zukunft – unsere Kinder – betrifft.


Spielplatzprojekt Guangzhou (Kanton) / China

Finanziert durch eine Spende der ARD-Lottofee, Franziska Reichenbacher, und unterstützt durch den Spielgerätehersteller KOMPAN, hat die IPA in Frankfurts chinesischer Partnerstadt Guangzhou ein neu entwickeltes Spielhaus „Frankfurt Römer“ errichtet.